Haus Nr.76 (alt 66) "Jeschofnig”, "Rokosch”
Die Größe dieses Bürgerhauses ließe auf wohlhabene Besitzer schließen. Indessen ließen es rasche Besitzwechsel nicht zu, daß auch nur eine der einzelnen Besitzerfamilien zu Wohlstand gelangte. Schon im 16. Jahrhundert läßt sich hier ein Lederermeister Sebastian Trattnik nachweisen. Er scheint schon 1576 auf. Auf ihn folgten 1590 die Lederermeister Georg Schmölzer und 1642 Hans Schmölzer. Letzterer wurde 1642 als Bürger aufgenommen und wurde 1656 zum Marktrichter gewählt. Seine "hinterlassene Wittib” Barbara heiratete 1690 Siegmund Redinger (Rötinger), einen Riemermeister aus dem Markt Landsberg.
1697 kaufte Georg Murer von Redinger das Haus. Murer war Pfleger oder Verwalter der Herrschaft Burgstall. Seine Witwe Catharina wurde mit dem Handelsmann Michael Lerch vermählt und, als sie auch diesen überlebte, mit dem Kaufmann Johann Schwaiger, der 1723 das Amt des Marktrichters bekleidete. Beide, Lerch und Schwaiger, wohnten also in diesem Haus. 1724 kaufte der Faßbindermeister Andre Puchinger das "Murerische Haus” um 300 fl von Johann Schwaiger. Seine Tochter Anna Maria Lucia wurde mit dem "alten Schmied” namens Dominus Paul Inanger aus dem Hause 38 verheiratet. Als ihr Mann nach achtjähriger Ehe verstarb, heiratete sie den Hufschmied Michael Hausmann.
Als Dreißigjährige verschied Anna Maria Lucia Hausmann im Kindbett. Ihr Mann besaß danach zwei Häuser und die Schmiede. 1782 übergab er sie seinem Stiefsohn Cajetan Inanger. 1797 kauften sich Jacob und Maria Anna Walter, die ihr Haus Nr.72 verkauft hatten, hier an. Sie verbrachten in diesem Hause ihre letzten Lebensjahre. 1809 übernahm Maria Anna Walter das Erbe ihrer Mutter. 1828 kaufte der Bauer oder "Eibiswalder Untertan”, wie man damals sagte, Franz Pongratz für seinen gleichnamigen Sohn das Haus. 1848 übernahm der Sohn Franz Pongratz, der dritte dieses Namens in der Familie, von seinem Vater um 1300 fl. Er hatte in Marburg das Schneiderhandwerk gelernt und ließ sich nun in Eibiswald nieder. Er führte auch eine Landwirtschaft und wurde "Schmalzfranzl” genannt. 1863 heiratete er Maria Krainer vom Rosenberg. 1877 erwarb der Schustermeister und Feuerwehrhauptmann Johann Putz das Haus, dessen Vaterhaus das Haus Nr.48 gewesen war.
1897 folgte Anton Jeschofnig, der gleichfalls das Schusterhandwerk ausübte. Im Jahr 1944 erfuhr Jeschofnig eine Ehrung durch die NS-”Arbeitsfront”, weil er im Alter von 85 Jahren der älteste aktive Schuhmachermeister der Steiermark war. Im selben Jahr wurde Aloisia Jeschofnig Besitzerin, die 1951 ihren Mann Anton als Mitbesitzer eintragen ließ. In der Zeit zwischen den Kriegen wohnte im Hinterhaus der Schlossermeister Anderle Hans, der im Haus Nr.38 seine Werkstatt innehatte. 1953 kaufte Gertrude Rokosch das Haus, um ein Geschäft darin einzurichten und zehn Jahre später übernahm es Rosalia Rokosch.
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