Haus Nr.35 (alt 30, 73) ”Pabstmannhaus”, ”Massenbichler”, ”Wieser”
Möglicherweise wohnte hier zunächst die Schneiderfamilie Woch, denn ein Schneidermeister namens Primus Woch starb hier 1683 im Alter von 70 Jahren. Auf ihn folgte sein Sohn Hans Jakob Woch, der es bis zum Ratsverwandten brachte und 1724 Lucia Masser heiratete. Die Witwe übergab 1733 das Haus an ihren ”Schwagerbruder” Franz Lukas. Gesichert ist, daß 1761 Georg Gödl die Brandstatt der Maria Lenzin kaufte. Gödl, dessen Mutter Soldatenwitwe war, heiratete 1765 Maria Aßl, die Witwe von Simon Aßl. Das Haus erbte seine Stieftochter Barbara Aßl, die 1798 Franz Pinter, einen Bergholdensohn aus Höllberg, heiratete. Auf ihn folgte 1804 Joseph Hafner.
Hafner, der aus dem Nachbarhaus Nr.36 übersiedelte, heiratete nach dem Tod seiner ersten Frau Barbara Margarethe Kraber, eine Bürgerstochter, ”derzeit im Dienst”, wie es in den alten Schriften heißt. Nach dem Tod Joseph Hafners 1824 folgte sein Sohn Joseph d.J., der sich sein Brot als Glasermeister verdiente. Er heiratete 1825 Anna Kiegerl, eine Bürgerstochter aus Mureck. Damals kam, wohl im Zusammenhang mit dem Nachbarhaus ”Schatzpeter” der Vulgoname ”Schatzl” auf. 1828 folgten Joseph und Maria Wölger. Allzuviel scheint der Beruf als Strickermeister nicht abgeworfen zu haben, denn Wölger mußte Gründe verkaufen. 1862 erwarb das Haus Friedrich Joham um beachtliche 2600 fl. Joham war ein Leinenweber aus Mähren, der in Eibiswald Fuß fassen konnte. Nach dem Tod seiner ersten Frau Antonia heiratete er Maria Pichler aus Stammeregg und verblieb in Eibiswald. 1867 kauften Josef und Antonia Kieslinger das Haus um 3000 fl. Kieslinger war ein Handelsmann, seine Frau war eine geborene Fuchs aus der bekannten Lehrerfamilie.
1876 erwarben Josef und Johanna Pabstmann das Gebäude. Pabstmann arbeitete als Schlossermeister und scheint wie der Lederermeister Schrotz in den Erinnernungen des Dichters Kloepfer auf. In seinen letzten Lebensjahren hatte der alte Schlossermeister Papstmann seinen Betrieb an den Gesellen Anderle Hans verpachtet, der sich nach dem Ersten Weltkrieg im Haus Nr.35 eine neue Werkstatt aufbaute. 1917 übernahm auf Grund eines Leibrentenvertrages der Schlossermeister Karl Massenbichler aus Stammeregg Haus und Werkstatt. Die Tochter Maria, die 1925 das Haus erbte und ledig blieb, führte jahrzehntelang das ”Grüne Kreuz”, gemeinsam mit ihrem Untermieter Gustav Wieser. Herr Wieser, ein Deutschlandsberger Handelsangestellter, war als Konsum-Lagerhalter nach Eibiswald gekommen.
Kaufmann Wieser war der einzige Eibiswalder, der jahrelang, auch während des Zweiten Weltkrieges, zwei Autos besitzen durfte, nämlich ein Rettungsauto und ein Taxi. Nach dem Ableben des Kaufmannes Wieser führten seine Witwe Luise und Frau Massenbichler das Geschäft bis in die 70er Jahre weiter. Angeblich sollen mehrere Versuche der Lebensmittelpolizei, dem ”Kuriosum” ein Ende zu bereiten, am eisernen Willen der beiden Damen gescheitert sein. Ihr Argument war, daß sie Waren führten, die nirgendwo mehr zu kaufen waren, zum Beispiel Saupech und offenes Petroleum.
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