Haus Nr.25 (alt 28, 24)   "Apotheke Lill”

Dieses Haus war zunächst ein bescheidenes Schusterhaus gewesen und wurde ”Schusterkeusche” genannt. Als erster Besitzer scheint 1688 Blasius Rödlitz auf. 1698 starb er im Alter von 70 Jahren. Auf ihn folgte wieder ein Schuhmachermeister, Johann Kraber, der 1705 Catharina Grauß aus Graz freite. Kraber war ein Mitglied der weitverzweigten Famile Kraber und verstarb 1721. Die Witwe Catharina heiratete noch im selben Jahr den Schuster Franz Löscher. Nach dem Tod seiner Frau Catharina heiratete dieser Cäcilia Müller, eine Schuhmachermeisterstochter aus St.Nikolai i.S. Die gemeinsame Zunft war also auch bei Eheschließungen von Bedeutung. Vom Vater übernahm der Sohn Anton Löscher, der 1773 die Bauerntochter Magdalena Hayndl und nach ihrem Tode Maria Safran heiratete. 1816 folgte wiederum der Sohn Jakob Löscher, der eine Anne Thomas ehelichte. In der dritten Generation brach aber diese Folge Löscher ab. 1845 erwarben die Schusterkeusche Josef und Anna Halm, die auch das Haus Nr.24 besaßen und behielten es bis 1891.

Im darauffolgenden Jahr eröffnete hier Heinrich Kieslinger junior als neuer Besitzer, nachdem er das Haus umgebaut und aufgestockt hatte, ein ”Nobelcafe”, das sich aber nicht zu behaupten vermochte. 1901 kaufte Carl Götz das Haus zur Geldanlage und 1908 erwarben es der aus Böhmen eingewanderte Magister Anton Lill und seine Gattin Elise.

In den 30er Jahren galt das Haus Lill als Zentrum des Deutschvölkischen Turnvereins. Die Söhne Arnulf, Edgar und Harald Lill pflegten heimisches Brauchtum, indem sie  Liederabende, Sonnwendfeiern und Kurse in Steirischtanzen veranstalteten. Nach dem 1.Juni 1938 bis zum Kriegsende war Mag.Harald Lill Eibiswalder Bürgermeister und NSDAP-Ortsgruppenleiter. Nach dem Krieg folgte eine schwierige Übergangszeit, in der das Haus der Republik unterstand. 1949 wurde es wieder der Familie Lill übergeben. 1953 übernahm die Apotheke Mag.Harald Lill junior als Angestellter des Vaters und ab 1966 scheint er als Besitzer auf. Seit 1995 ist sein Sohn Mag.Klaus Lill Eigentümer von Haus und Apotheke.

Eine Bemerkung zur Architektur des Hauses: Als in den 50er und 60er Jahren einige Eibiswalder Bürgerhäuser eine neue Fassade mit großflächigen Schaufenstern bekamen, wurde auch das Lill-Haus bis zur ”Gürtellinie” umgestaltet. Die prächtige Schauseite aus dem Jahr 1892 wurde über dem Gesims beibehalten, und die jetzigen Besitzer stellen Überlegungen an, wie die ganze Fassade wieder in die alte Form rückgeführt werden könnte.

 

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