Haus Nr.17 (alt 20) ”Seifensiederhaus”, ”Rathaus”
Dieses Haus war im Gegensatz zu den Nachbargebäuden von Anfang an ein ansehnliches Haus, das allerdings später den Abstieg zu einem bescheidenen Bürgerhaus erlebte. Es war zuerst die ”Sensenschmiedbehausung”. 1689 wird als sein Besitzer Matthias Krembser, ein Sensenschmied, erwähnt. Seine Tochter heiratete 1692 Hans Georg Prunner, einen Bildhauer aus Gleisdorf. Eibiswald war in diesen Jahren ein Mittelpunkt künstlerischen Wirkens. Aber Prunner verkaufte schon im Jahr darauf das Haus an Hans Hammer, Tavernwirt und Sensenschmied. Nun kam das Haus in den Besitz von Handwerksmeistern. Von Andre Löscher erwarb es der Schuhmacher Andreas Kraber, auch Khraber geschrieben. Er heiratete 1705 die Jungfer Maria Moritsch. Unter seinem Sohn und Nachfolger Joseph Kraber wurde das Haus auf 600 fl geschätzt. Die Witwe von Joseph Kraber verheiratete sich 1780 mit Franz Piestinger aus Schwanenstadt in Oberösterreich. Auf ihn folgte 1816 sein Sohn Georg, bürgerlicher Schuhmachermeister, der 1831 im Alter von 36 Jahren verstarb. Er hatte 1821 Constantia Kronabether, eine Wirtstochter, geheiratet, die als Witwe 1835 den Schustermeister Joseph Kerschbaumer aus Arnfels ehelichte. 1837 werden als Besitzer Josef und Anna Prugger genannt, 1850 folgten Anton und Maria Putz, die das Anwesen um beachtliche 2650 fl kauften. Auch der Schustermeister Putz konnte sich nicht allzulange halten und verkaufte 1852 um 3000 fl an den Magistratsrat Anton Schöninger, Bürger und Gewerke, wie es in der Urkunde heißt. Anton Schöninger hatte das Haus für seinen Sohn Michael gekauft, der ”Kanzlist” war und 1853 Rosalia Regina Kleindienst aus dem Nachbarhaus ehelichte. Auch wissen wir aus Erzählungen, daß der Herr Magistratsrat im Hof mithilfe eines großen Kessels Unschlitt zu Seife verkochte und damit einen bescheidenen Nebenverdienst hatte. 1908 erwarb die Marktgemeinde Eibiswald das Haus und vermietete es an die Post, und 1919 den ersten Stock an den Arzt Dr.Anton Unger, der nach dem Tod des Dr.Lukas nach Eibiswald berufen wurde.
Von 1938 bis 1945, nachdem die Familie Unger nach Graz übersiedelt war, hatte der Arzt Dr.Edgar Lill die Arztwohnung gemietet, seine Ordination lag im Parterre. Ab 1945 übernahm Dr.Hans Kleinberger Praxis und Wohnung, die er nach dem Aussiedeln des pensionierten Postdirektors Josef Biber in das dazu erworbene Grundnerhaus erweiterte. 1949 zog dann die Marktgemeinde selbst ein und benutzt seither das Gebäude als Rathaus, nur ein Teil des Erdgeschoßes dient als Postamt.
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