Haus Nr.13 (alt 16, 10)    "Kraber”, "Götz”

Um 1650 wohnte hier die Schusterfamilie Freitag. Der Schustermeister Gregor Freitag brachte es sogar zum Ratsherren oder, im heutigen Sinne, Gemeinderat. Er verstarb 1660. Das Handwerk wurde von seinen Söhnen Mathhias und Caspar weitergeführt.

Seit 1704 wohnte hier Michael Maritschnigg, der 1707 Ursula Grieß heiratete. Maritschnigg ist Schuster und kein angenehmer Mitbürger, weil er mit dem Gesetz in Konflikt geriet. Vor 1741 kaufte  der Schuhmachermeister Michael Kraber "Maritschniggs Brandstatt”. 1771 übernahm sein gleichnamiger Sohn, der als "Schuhmachermeister außer  dem oberen Tor” bezeichnet wird. Als er 1780 starb, führte seine Witwe Maria den Betrieb weiter. 1796 übernahm ihr Sohn Georg Kraber, der im selben Jahr Elisabeth Schwaiger heiratete, "Bauerntochter und Magd allhie”. 1800 kauften den Besitz Peter und Maria Mörth um 2976 fl. 1816 verkaufte Peter Mörth an Josef Pongratz um 5000 fl. Diese Wertsteigerung läßt auf den Betrieb eines Gasthofes schließen. 1824 kaufte sich dann Georg Wolfbauer hier an. Wolfbauer entstammte nicht nur einer wohlhabenden Gastwirtsfamilie aus Stainz. Er machte auch in Eibiswald eine gute Partie. 1826 heiratete er Maria Anna Kogler, die Tochter des in Eibiswald ansäßigen Wundarztes, die ihm im Laufe der Zeit zehn Kinder schenkt. 1854 wird der Besitz schon auf 16.600 fl geschätzt. Es gab schon einen Gasthof mit Saal, eine Lebzelterei, eine Kerzengießerei und im Hinterhof eine Brauerei, eine Faßbinderei und eine gemauerte Kegelbahn, die erst 1986 abgebrochen wurde. 1873 übertrug Georg Wolfbauer seinen Besitz auf den 1841 geborenen Ferdinand Wolfbauer, der 1878 Katharina Joham ehelichte. Ferdinand Wolfbauer verspekulierte sich jedoch bei der Kohleförderung, so daß es im April 1883 zur Versteigerung kam. Der gesamte Besitz wurde vom Kreditverein der Gemeindesparkasse Graz erworben, die ihn 1884 an Martin Jilek und seine Frau Theresia verkaufte. Jilek war Brauer und stammte aus der Zips. 1890 kauften Franz und Maria Götz, 1907 übernahm ihr Sohn Karl Götz.

Der Braumeister Franz Götz stammte aus Poprad an der Hohen Tatra, dessen Familie aus dem Schwabenland. Er hatte zwei Söhne, Carl und Otto. Carl - der spätere Eibiswalder Langzeitbürgermeister - übernahm die Brauerei, Otto wurde Buchhalter im Stahlwerk. Otto übernahm 1907 die Brauerei in Deutschlandsberg, starb aber schon elf Jahre später an einer Kriegsverlerletzung. Sein Sohn Franz Götz, ein diplomierter Landwirt, betrieb die Landwirtschaft.

Unter Braumeister Karl Götz, der von 1920 bis 1934 zugleich Bürgermeister war, nahm der Gastbetrieb einen beachtlichen Aufschwung. Zur Zeit der großen Viehmärkte sollen hier bis zu 30 Hektoliter Bier ausgeschenkt worden sein! Neben der Biererzeugung gab es noch eine Kerzenziehrei und eine kleine Lebzelterei. Die schön verzierten "Götz-Herzerln” wurden von "Standlern” an Wallfahrtstagen im Sulmtal, im Drautal und Lavanttal verkauft.

Als erster Gastwirt in Eibiswald erbrachte er besondere Leistungen für den Fremdenverkehrs: 1927 richtete er drei besonders komfortable Fremdenzimmer mit Wannenbad ein und im Jahr darauf baute er die erste Autogarage Eibiswalds für "betuchte Sommerfrischler”, wie er selbst sagte, im Hinterhaus.

Der Götz-Saal war jahrzehntelang Zentrum großer Feste: Viele Jahre hindurch fanden hier die größten Ballveranstaltungen des Bezirks statt. Auch Hans Kloepfer hielt hier seine Dichterlesungen. Während einer seiner Lesungen im August 1928 war der Saal bis zum Bersten voll mit Gästen aus der ganzen Steiermark.

Eine vielbestaunte "Spezialität” war die überdachte Kegelbahn, die man mit wenigen Handgriffen in eine Schießstätte für Zimmergewehrschützen verwandeln konnte. Der Konstrukteur dieser Anlage war übrigens Postmeister Biber, selbst ein begeisterter Schütze. Ein ehemaliger Bewohner des Gendarmerie-Wohnhauses erinnert sich: "Manchmal wurde dort um hohe Summen gekegelt, vorausgesetzt, die "richtigen” Kegler waren zusammengekommen. An solchen Tagen konnte man beim Kegelaufsetzen viel Geld verdienen. Meine Brüder Erich und Siegi wußten das und hatten oft das Glück, für solche Partien die Kegeln aufsetzen zu dürfen. Nach so einem Tag kamen sie mit viel Geld heim.”

Bis 1927 wurde hier Bier gebraut, 1929 errichtete die Firma Reinighaus eine Bierniederlage und eine Flaschenabfüllung. In der Ersten Republik und noch später in der Zweiten Republik blieb der Gasthof Götz einer der Mittelpunkte der Geselligkeit im Markt Eibiswald. 1949 übernahm Maria Götz den Besitz und 1955 schloß sie mit Franz Götz und seiner Gattin Helene einen Leibrentenvertrag. Franz Götz, der nach dem Kriege mit großem persönlichen Einsatz die Landwirtschaft weiterführte, starb während eines tragischen Unfalls nach der Sonnwendfeier des Jahres 1964 an einer Schnittverletzung. Frau Helene Götz führte den Gastbetrieb bis 1973 weiter.

1972 kaufte die Firma Rokosch das Gebäude, der Gastbetrieb wurde geschlossen. Die Kegelbahn und der Dörrturm wurden abgerissen, bis nur mehr wenige Details an die einstige Bierbrauerzeit erinnerten, wie zum Beispiel der Marmor-Türstock mit den Initialen "G” "W” für Georg Wolfbauer.

 Nach Auflösung des Brauereibetriebes vermietete die Familie Götz mehrere Räume. Aus einem Hinterhaus entstand das Haus Nr.144 und einige Kanzleiräume wurden an den Rechtsanwalt Dr.Bernhard Wokaun vermietet. Dr.Wokaun entstammte einer  wohlhabenden Bürgerfamilie aus Cilli/Celje. Im Mai 1928 war er als Anwalt nach Eibiswald gelangt. Das kleine Haus rechts von der Hofeinfahrt wurde vom Trafikanten Josef Reiß, der bei Schmiedpichler wohnte, bezogen. Daneben, im "Spathhaus”, eröffnete Malermeister Alfred Jauk 1955 seinen ersten Betrieb. Das "Dörrhaus” mit dem Dörrturm verkaufte man an den Kaufmann Spath, bis es nach dem Kauf durch die Marktgemeinde und nach Zusammenlegung mit dem Haus Nr.14 als Miethaus neu errichtet wurde.

 

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